Medical Gaslighting sichtbar machen – Unsere Kampagne 2025

Grafik: @juliama.design | Portrait-Fotografie: Anna Wu, Gianni Caretta, Charly Resch, Naemi Eckert, Kate Kuklinski, Niklas Blum, Thomas Pirot, Billy Söntgen

Im Jahr 2025 haben wir von Feministische Medizin e.V. mit Mis(s)understood Bodies gemeinsam eine Kampagne zur Sensibilisierung für Medical Gaslighting ins Leben gerufen. Ziel der Kooperation war es, sowohl Patient*innen als auch medizinisches Personal für die Herausforderungen einer geschlechtergerechten und diskriminierungsfreien Gesundheitsversorgung zu sensibilisieren. Dabei geht es uns nicht darum, anzuklagen, sondern Impulse für ein kritisches und vorurteilsbewusstes Arbeiten im Gesundheitswesen zu setzen.

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Von Kurzvideos zur Plakatkampagne

Die Idee entstand aus den von Julia animierten Kurzvideos zu den oft bei FLINTA-Personen unterdiagnostizierten Erkrankungen Endometriose, ME/CFS und ADHS, die auch hier auf unserer Website zu finden sind. Aufbauend darauf entstand in intensiver Zusammenarbeit als Folgeprojekt nun die im Oktober veröffentlichte Plakatkampagne. Circa ein Jahr lang traf sich das Team alle zwei Wochen, um die Vision Schritt für Schritt umzusetzen.

Die Umsetzung war keineswegs einfach: Zahlreiche Förderanfragen wurden gestellt – und viele Absagen kamen zurück. Förderungen für progressive gesundheitspolitische Themen sind sehr begrenzt. Parallel dazu ging es auf Social Media weiter: Wir erhielten viele Erfahrungsberichte von Betroffenen und wollten durch die Kampagne diesen eine Plattform bieten.

Dank engagierter ehrenamtlicher Fotograf*innen konnten eindrucksvolle Portraits entstehen, die wir anschließend basierend auf den eingereichten Geschichten in aussagekräftige Plakatmotive übersetzt haben. Mit Mitteln aus der Eigenfinanzierung des Vereins wurden die Plakate und Postkarten schließlich gedruckt und an zahlreiche Unterstützer*innen in ganz Deutschland versendet, die sie jetzt in ihren Städten verteilen.

Fotos von der Verteilaktion, getragen von unseren vielen Helfer*innen!

Patient*innen sichtbar machen

Insgesamt berichteten acht Betroffene von ihren Erfahrungen mit Medical Gaslighting: Welche Sätze sie im Gespräch mit medizinischem Personal hörten, wie lange sie auf eine Diagnose warten mussten und welche Folgen das für ihr Leben hatte. Diese Erfahrungsberichte machen geschlechtsspezifische Vorurteile im Gesundheitswesen sichtbar. Bemerkenswert ist, dass sich trotz verschiedener Hintergründe, Orte, Altersgruppen und Diagnosen die Reaktionen sehr ähneln und Muster zeigen.

Parallel dazu entstand unsere Kampagnen-Website. Auf dieser möchten wir Patient*innen empowern, für ihre Rechte einzustehen und ihnen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie mit ähnlichen Situationen umgehen können. Behandelnden wollen wir praktische Hinweise aufzeigen, wie sie in ihrem Arbeitsalltag eigene Stereotype reflektieren und für eine gerechtere Gesundheitsversorgung einstehen können.

Reflexion des Projekts

Unser Ziel war es, vielfältige feministische Stimmen sichtbar zu machen.

Wir haben versucht, Räume zu öffnen, Einladungen zu wiederholen und Brücken zu bauen. Dennoch sehen wir, wo Strukturen wirken. Trotz vieler Bemühungen konnten wir die Facetten von Mehrfachdiskriminierung in der Kampagne nicht in dem Umfang abbilden, den wir uns gewünscht hätten.

Wir ordnen das auch als Ausdruck struktureller Ungleichheiten ein, die unser Projekt nicht aufheben konnte. Als intersektional feministischer Verein ist uns bewusst, dass Race, Behinderung, sozioökonomische Lage und weitere marginalisierte Identitäten in der Sichtbarkeit stärker berücksichtigt werden müssen. Intersektionaler Feminismus heißt für uns auch: hinsehen, wo Lücken bleiben, und weiter dazulernen, wie Sichtbarkeit gerechter und Räume wirklich für alle zugänglich werden können.


Ausblick: zweite Auflage

Das positive Feedback der Community bestärkt uns, die Kampagne weiterzuführen. Wir erhielten deutlich mehr Nachfrage, als wir Plakate verschicken konnten. Eine zweite Auflage ist in Planung, in der wir noch mehr Perspektiven und Erfahrungen einbeziehen möchten. Wir möchten noch mehr Städte erreichen und das Bewusstsein für geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung vertiefen. Uns ist wichtig, Betroffenen zu signalisieren, dass sie ein Recht auf eine gute Gesundheitsversorgung haben und ihre individuellen Erfahrungen oft Teil von patriarchalen Strukturen im Gesundheitswesen sind.

Unterstütze unsere Arbeit

Wenn du die Kampagne unterstützen möchtest, melde dich für unseren Newsletter an, um aktuelle Informationen über eine weitere Auflage zu erhalten. Außerdem läuft aktuell eine Crowdfunding-Kampagne, um die zweite Auflage und weitere Aktionen zu finanzieren. Jede Unterstützung hilft, die Sichtbarkeit von Medical Gaslighting zu erhöhen und die Gesundheitsversorgung für alle gerechter zu gestalten.

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Vortrag an der Universität zu Köln